"Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern!!!"

Dienstag, 27. November 2018

Escola de Resiliência

Vor ein paar Wochen wurde hier eine kleine Reportage über die Escola de Resiliência gedreht.
Natürlich auf Portugiesisch, aber es ist trotzdem eine gute Möglichkeit um einen Einblick in die Arbeit der Schule zu bekommen und ein bisschen von der Stimmung zu spüren.

Die Klasse, welche immer wieder in dem großen gelben Unterrichtsraum gezeigt wird, ist die 2.Klasse. Das sind also meine Geigenschüler und die beiden Lehrerinnen, mit denen ich hauptsächlich zusammenarbeite :)

Die Reportage über uns beginnt ungefähr bei Minute 17:00 und geht bis Minute 24:30
Viel Freude beim Eintauchen in unsere Arbeit hier in Horizonte Azul, weit draußen in der Peripherie São Paulos.

https://www.youtube.com/watch?v=ycfY0lM363E

Sonntag, 25. November 2018

Zwischenbericht 1


Jetzt nach 3 Monaten hier auf meiner Einsatzstelle, sollte ich für die Freunde der Erziehungskunst einen kleinen Zwischenbericht über meine Arbeitssituation und auch meine persönlich Lage schreiben. Den werde ich jetzt auch hier veröffentlichen, da er zumindest einen groben Einblick in mein Leben hier ermöglicht....
Und bald kommen dann die detaillierteren Blogeinträge über die Kinder und den Geigenunterricht hier, sie sind schon seit längerem in Arbeit, brauchen aber noch ein kleines bisschen.... ;)



Hier in Horizonte Azul bin ich hauptsächlich für den Geigenunterricht an der Escola de Resiliência zuständig. Im Moment gebe ich allen 25 Kindern der 2. Klasse 30min Einzelunterricht. Nach dem Jahreswechsel werde ich sie in Zweierpaaren zusammen jeweils zweimal die Woche Unterrichten. Geigenunterricht gebe ich Montag, Dienstag und Mittwoch den ganzen Tag und Donnerstag den Nachmittag. Montag und manchmal wenn etwas Bestimmtes ansteht wie jetzt gerade zum Beispiel ein Theaterstück, was geprobt wird, bin ich morgens vor 10:00 noch im Hauptunterricht der 2. Klasse dabei. Neben den 2. Klässlern unterrichte ich auch noch ein Mädchen aus der 3.Klasse und 5 Hortkinder, deren Stunden ich jeweils noch vorher oder nachher an meinen Unterricht, der von 10:00-15:00 geht hänge.
Freitags arbeite ich morgens im Garten, der Horta Produtiva und kümmere mich dort hauptsächlich darum das Fladenpräparat zu rühren und dann auf der ganzen Anbaufläche von circa einem Hektar auszubringen. Danach bleibt meistens noch ein wenig Zeit um dem Gärtner beim Unkrautjäten zu helfen. Nachmittags bin ich mit in einer Hortgruppe, der Sala de Jô, 12-14jährige von denen ich auch 3 im Geigenunterricht habe. Dort begleite ich einfach nur den Alltag mit.
Ansonsten haben wir hier pro Woche 3 unterschiedliche Besprechungen. Dienstag Nachmittag Besprechung aller Mitarbeiter der Escola de Resiliência, Donnerstag Vormittag Besprechung der internationalen Freiwilligen, wir sind insgesamt 7 hier in Horizonte und Donnerstag Nachmittag Großversammlung aller Mitarbeiter des Nucleos Horizonte Azul.
Nachmittags bleibe ich manchmal noch etwas länger und rede mit den beiden Lehrerinnen der 2. Klasse über die Kinder, den Unterricht oder letztens habe ich mit ihnen einen Kanon geübt.
Was den Geigenunterricht betrifft, arbeite ich ganz selbstständig, gestalte ihn frei und gehe selber die Kinder holen, die dran sind, allerdings helfen mir die beiden Lehrerinnen wenn Kinder mal nicht wollen, aber meistens ändere ich dann einfach nur die Reihenfolge und später kann ich sie dann doch ohne große Probleme mitnehmen. Insgesamt habe ich ein sehr gutes Verhältnis zu den Kindern, sobald ich in den Pausen in die Klasse komme, stürmen sie auf mich zu und viele fragen immer wieder, ob sie diese Woche nochmal Stunde machen können...
Ich habe zwar hauptsächlich meine ganz eigene Arbeit aber ich habe trotzdem einen guten Kontakt zu vielen anderen Mitarbeitern von Horizonte Azul, die Atmosphäre dort ist sehr offen und freundlich.
Sehr wohl fühle ich mich hier im täglichen Zusammenleben mit allen Freiwilligen von Horizonte Azul. Unsere Gastmutter Silvana ist einfach unglaublich freundlich und gutmütig, sie steht uns für Alles zur Seite und wir können immer bei ihr vorbeikommen und werden warm empfangen. Es ist einfach netten Kontakt mit den Mitarbeitern und generell den Brasilianern zu haben, aber der Kontakt ist eben auch locker und offen, im Moment der Begegnung. Engere Freundschaften zu gleichaltrigen Brasilianern habe ich zum Beispiel noch nicht aufgebaut, aber ich habe das Gefühl, dass ich von Tag zu Tag immer mehr ankomme und immer mehr richtig hier im Leben bin.
Wir haben in und um São Paulo ein großes Netz von Freiwilligen und mit vielen verstehe ich mich super gut und so unternehmen wir an den Wochenenden häufig etwas in kleinen Gruppen oder besuchen uns einfach nur so an unseren Einsatzorten und tauschen uns über unser Leben aus.

Meine größte Hürde, die ich die ersten Wochen vor mir hergeschoben habe, war es den Geigenunterricht anzufangen. Ich hatte großen Respekt und auch etwas Angst davor, da ich mir nicht genau vorstellen konnte, wie ich den Unterricht machen sollte. Sehr geholfen hat es mir in der Musikschule in Monte Azul zu hospitieren, ich hatte richtig Glück und habe dort gerade auch die erste Unterrichtsstunde von einem Jungen miterleben können. So habe ich ein klareres Bild bekommen aber die ersten Unterrichtsstunden waren trotzdem schwer, da die Kinder teilweise noch so klein sind und große Schwierigkeiten mit Konzentration, Koordination und der Haltung hatten. Mit der Zeit habe ich dann immer mehr Übungen gefunden, die ihnen helfen und sie so Freude am Unterricht haben können und wir langsam immer mehr ins Geigenspielen reinkommen. Jede Unterrichtsstunde ist eine neue Herausforderung, aber dadurch dass es immer ein kleiner Kampf ist entstehen auch die größten Höhepunkte. Insgesamt ist es eine sehr erfüllende Arbeit, diesen ganz direkten Kontakt und die Interaktion mit den Kindern zu haben und zu sehen, was erstaunliches in einer Unterrichtsstunde passieren kann und wie die Kinder dabei schaffen über sich hinauszuwachsen.
Allmählich habe ich die Sicherheit erreicht, dass ich ganz spontan auf die Kinder reagieren und immer etwas passendes für den Moment finden kann. Unterstützung und Inspiration hole ich mir auch hin und wieder bei Renate, der Gründerin der Musikschule in Monte Azul und Oliver dem ehemaligen Eurythmielehrer der Escola de Resiliência.
Eine weitere Herausforderung war die Sprache. Am Anfang war es für mich sehr schwer nicht zu verstehen, was Menschen genau von mir wollen und mich auch selber nicht richtig ausdrücken zu können, so habe ich mich etwas in mir eingesperrt gefühlt, an der Seite stehend. Aber tatsächlich habe ich mich recht schnell in das Portugiesische einhören können und nach circa 3 Wochen konnte ich kleine Konversationen führen. Allmählich kann ich eigentlich alles irgendwie kommunizieren und es bringt mir Freude auf Portugiesisch zu reden.
Am Anfang durch eine schwierige Zeit durchgegangen zu sein, in der ich mich nicht ganz zu Hause gefühlt habe, einfach nicht so viel Kraft hatte und noch nicht ganz präsent war, macht dass ich jetzt alles um so mehr schätze, was um mich herum ist. Es gab von Anfang an schon viele schöne Momente aber das Grundgefühl war immer wieder Unsicherheit und das Gefühl, dass ich mein Leben hier noch nicht ganz ergreifen kann.
Ein wichtiger Schritt war es als ich nach 4 Wochen meinen Geigenunterricht angefangen habe und dadurch einen viel direkteren und intensiveren Kontakt zu den Kindern aufbauen konnte. Außerdem hatte ich ab dem Zeitpunkt endlich eine feste Arbeit, einen eigenen Platz, eine konkrete Herausforderung, in die ich hineinwachsen konnte.
Nach einem weiteren Wendepunkt, zwei Monate nachdem ich angekommen bin, fühle mich einfach nur noch richtig glücklich diese Zeit hier verbringen zu dürfen. Eine so andere Lebensrealität kennen zu lernen, versuchen mitzufühlen und zu verstehen, was mir teilweise vorher noch total verrückt und fremd vorkam.
Allgemein hat sich jetzt ein Gefühl von Vertrautheit mit meiner Umgebung eingestellt, was von Tag zu Tag wächst und mir die Möglichkeit gibt neue Kraft zu schöpfen.
Besonders wertvoll ist für mich die Möglichkeit in meinen Geigenstunden hier zu lernen, der Mensch zu sein, der die Verantwortung für die Situation trägt und sie mit Sicherheit führt. Aber eben auch die Lockerheit dabei auf die zu Kinder reagieren und das zu finden, was sie gerade brauchen. Es ist total spannend zu versuchen sich in das Kind, was mir gerade gegenüber steht einzufühlen und zu versuchen seine Welt zu verstehen.

Für die Zukunft nehme ich mir vor noch mehr anderes schönes, was ich in meinem Leben kennen gelernt habe mit auf die Chácara (so wird unsere Einsatzstelle genannt) zu bringen und die Kinder und Jugendlichen dort miterleben zu lassen. Da sich meine Arbeit im Moment sehr auf den Geigenunterricht fokussiert hat und eigentlich auch all meine Zeit davon beansprucht ist.
Die Form dafür ist mir noch nicht ganz klar, aber danach will ich für die nächsten Monate suchen.

Samstag, 29. September 2018

Kinderbilder


Gestern habe ich von vielen Kindern aus meiner Klasse (die 2. Klasse, aus der ich allen Kindern dieses Jahr lang Geigenunterricht gebe) selbst gemalte Bilder als Geburtstagsgeschenk bekommen. Über diese Gesten habe ich mich wirklich unglaublich gefreut, denn ich hatte überhaupt gar nichts erwartet, da ich an meinem Geburtstag gar nicht in der Schule sein konnte. Den ganzen Donnerstag haben wir Monte Azul Freiwilligen nämlich auf der Policia Federal zur Ausländerregistrierung verbracht und die Lehrerinnen meiner Klasse hatten mir dann gesagt ich solle am Freitag kurz zur Verabschiedung vorbeikommen, damit sie mir wenigstens ein Geburtstagslied singen können.
Naja es gab dann nicht nur ein sehr laut geschrienes Lied, viel Rufen und Umarmungen, sondern auch noch einen von ihnen selbstgebackenen Apfelkuchen und eben viele Bilder.
Einige davon möchte ich hier einmal teilen, sie sind wirklich interessant, denn man kann die Kinder so gut darin wiedererkennen und vielleicht ist es sogar möglich sich dadurch eine Vorstellung von ihnen zu machen, auch wenn man sie gar nicht kennt.
In der Klasse sind 24 Kinder, viele sind im Moment noch 7, manche 8 und einer schon 9 Jahre alt.
Es gibt ganz verschiedene Kinder, unterschiedlich weit in körperlicher sowie auch intellektueller Entwicklung, manche können schon recht flüssig lesen, andere haben riesen Probleme dabei, einige haben auch mit Koordination noch Probleme und es fällt ihnen schwer zu verstehen und sich dran zu erinnern auf welche Seite zum Beispiel die Geige gehört, ein paar sind ganz schüchtern und reden ganz wenig andere wie ein Wasserfall einige total hibbelig, ständig in Bewegung und ich habe beim Geigenunterricht immer ein bisschen Angst, dass die Geige herumfliegen wird, andere verträumt, langsam, ruhig, naja und eben auch alles dazwischen auch gemischt und häufig unterschiedlich von Tag zu Tag.

 (es wurde im Unterricht gerade intensiv die Maispflanze behandelt;))

 (eines erstaunt mich: tatsächlich malen die Kinder hier ganz ähnlich wie in Deutschland, Haus, Baum daneben und Sonne am Himmel. Dass sie alle Häuser mit spitzem Dach malen verwirrt mich allerdings, denn solche Häuser gibt es hier eigentlich in den Wohnvierteln gar nicht, nur auf der Chácara, dem Gelände, wo auch die Schule ist, gibt es für jede Klasse und jeden Arbeitsbereich ein kleines Haus und die haben leicht spitze Dächer und ein anderes habe ich neben der deutschen Botschaft gesehen ;))



 (wie bewegt sich wohl ein Kind was so malt, wie redet es und was tut es im Unterricht??)

 (und ganz anders ist dann zum Beispiel das Kind, welches dieses Bild gemalt hat)




Also dies einmal als kleinen ersten  Eindruck von hier und besonders von den Kindern mit denen ich jeden Tag arbeite.
Allgemein fühle ich mich hier sehr wohl und mir gefällt meine Arbeit sehr!
Darüber werde auf jeden Fall bald genauer berichten....

Ein ganz riesig großes Dankeschön an alle Menschen, die mir geholfen haben den Weg zu diesem Jahr vorzubereiten und besonders an Alle die mir für meinen Unterstützerkreis geholfen haben!
Ich bin sehr glücklich und dankbar über alle Erfahrungen, die ich hier machen kann, freue mich und bin sehr gespannt auf den weiteren Teil des Jahres..... :)
Herzliche Grüße in die Welt, Jola

Donnerstag, 21. Juni 2018

Vorbereitungszeit

In einem Monat beginnt das 10 Tägige Vorbereitungsseminar der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners, doch auch ich selber befinde mich im Moment schon mitten in der Vorbereitungszeit auf meinen Freiwilligendienst:
-ich organisiere den Abschluss meiner Zeit in Berlin und darauf folgend auch der Zeit in Deutschland
-mein Visum für Brasilien ist nach langem Dokumentenkampf endlich beantragt,
-ich bin dabei Spenden zu sammeln,
-portugiesisch zu lernen,
-mich mit der Arbeit von Monte Azul zu beschäftigen und auf das nächste Jahr einzustimmen,
was dann am 15. August beginnen wird.
Ab da werde ich hier regelmäßig über meine Erfahrungen bei der Arbeit berichten!